Was kann Kindern bei Konzentrationsproblemen, häufigen Infekten und Übergewicht helfen?

28. Februar 2025 von Jutta Hannemann
Falsche Ernährung kann bei Kindern zu Durchhänger und Konzentrationsproblemen in der Schule führen.

Übergewicht, Konzentrationsprobleme und häufige Infekte sind bei Kindern weit verbreitet. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Ernährung zu einem gesunden Gewicht beitragen und das Immunsystem stärken kann. Wir zeigen ausserdem, wie das Timing und die Auswahl der Nahrungsmittel die Konzentrationsfähigkeit positiv beeinflussen können.

Jedes 6. Schulkind ist übergewichtig

Übergewicht ist ein zunehmendes Problem auch bei Kindern. In der Schweiz ist rund jedes sechste Schulkind davon betroffen (1). Die Folgen sind gravierend: Aus übergewichtigen Kindern werden oft übergewichtige Erwachsene mit einem erhöhten Risiko für spätere Erkrankungen (2).

Wenn Kinder zu viel wiegen

Zu wenig Bewegung und eine unausgewogene Ernährung sind neben einer genetischen Veranlagung die Hauptursachen für Übergewicht (3). Nehmen wir mehr Kalorien zu uns, als unser Körper verbraucht, werden wir zu dick (2). Gerade bei Kindern sind fett- und zuckerreiche Snacks, Süssgetränke und Fastfood sehr beliebt. Diese liefern viele Kalorien, ohne dabei lange satt zu machen. Zucker lässt ausserdem den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe schiessen. Er sinkt aber genauso schnell wieder ab. So entstehen Heisshungerattacken, die dazu verleiten, noch mehr zu essen (4).

Wie kann man Übergewicht bei Kindern vorbeugen?

Theoretisch ist es einfach: Die Energiebilanz muss stimmen. Das heisst, um nicht zuzunehmen, muss mehr Energie verbraucht werden, als man durchs Essen zu sich nimmt (2). Regelmässige Bewegung und Sport helfen dabei ebenso wie eine ausgewogene Ernährung (siehe Kinder im Wachstum). Fett- und zuckerreiche Lebensmittel wie zum Beispiel Süssigkeiten oder Fastfood sollten dabei nur selten auf dem Speiseplan stehen (5). Stattdessen sollten häufiger Nahrungsmittel, die viel Protein und Nahrungsfasern enthalten auf den Tisch kommen. Diese helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und machen länger satt (6, 7). Nahrungsfasern sind vor allem in Vollkornteigwaren, Vollkornbrot, Haferflocken, Hülsenfrüchten, Nüssen, Gemüse und in Früchten enthalten (8). Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Tofu und Hülsenfrüchte eignen sich gut als Proteinlieferanten (9).

Praktische Tipps für ein gesundes Gewicht:

  • Essen ohne Ablenkung: Fernseher, Tablet und Handys haben beim Essen nichts zu suchen. Die Ablenkung verleitet dazu, unbewusst und zu viel zu essen (10).
  • Regelmässig, aber nicht dauernd essen: Kinder brauchen regelmässige Mahlzeiten. Empfohlen werden drei Hauptmahlzeiten und zwei gesunde Zwischenmahlzeiten. Dazwischen sollte aber nicht gesnackt werden (5).
  • Richtig trinken: Am besten stilles Wasser oder ungesüsste Früchte- oder Kräutertees (2).
  • Langsam essen: So spürt man die Sättigung besser (2).
  • Lebensmittel sind keine Erziehungsmittel: Lebensmittel oder Süssigkeiten nicht als Belohnung oder Bestrafung einsetzen (2, 24).
  • Gesunde Znüni und Zvieri: Statt Süssigkeiten z.B. Früchte und Gemüse anbieten (2).

Durchhänger und Konzentrationsprobleme bei Kindern

Konzentrationsprobleme und Durchhänger in der Schule sind bei Kindern weit verbreitet (11). Diese äussern sich in Schwierigkeiten, sich länger am Stück zu konzentrieren und an einer Aufgabe dranzubleiben. Viele Kinder lassen sich leicht ablenken, sind vergesslich oder unruhig. Häufig sind zu wenig Schlaf, ein Mangel an Flüssigkeit und unregelmässige Mahlzeiten die Ursache (12).

5 Tipps gegen Durchhänger in der Schule

1. Regelmässig essen

Kinder brauchen regelmässige, über den Tag verteilte Mahlzeiten, um ihre Leistungsfähigkeit und Konzentration aufrecht zu erhalten (10). Empfehlenswert sind drei Hauptmahlzeiten sowie ein gesundes Znüni und Zvieri (10).

2. Frühstück ist wichtig

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder, die morgens frühstücken, am Vormittag leistungsfähiger und aufmerksamer sind und nicht so leicht ermüden wie Kinder ohne Frühstück (13, 14). Viele Kinder haben allerdings morgens noch keinen Hunger oder es fehlt schlichtweg die Zeit für das Frühstück. Für diese Kinder eignet sich zum Beispiel ein Getränk mit hochwertigem Protein, Nahrungsfasern, Vitaminen und Mineralstoffen, um die über Nacht geleerten Energiespeicher fürs Erste wieder aufzufüllen. Dafür darf es dann ein reichhaltigeres Znüni in der grossen Pause sein (15).

3. Keine süssen Snacks zum Znüni

Süsse Snacks sind schlecht für die Konzentration. Sie enthalten sehr viel Zucker, der zwar für schnelle Energie sorgt, indem er den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lässt. Dieser fällt aber genauso schnell wieder ab und es kommt zu einem Leistungstief (15). Besser ist ein ausgewogenes, Znüni, das ausreichend Protein und Nahrungsfasern enthält, wie z.B. ein Vollkornbrot mit Frischkäse und Gurkenscheiben oder eine Getreidewaffel, ungesalzene Nüsse und Peperonistückchen.

4. Ausreichend trinken

Damit das Gehirn leistungsfähig bleibt, muss es ausreichend mit Flüssigkeit versorgt werden. Ein Wassermangel kann rasch zu Konzentrationsproblemen, Kopfschmerzen und Müdigkeit führen (16). Kinder sollten unbedingt auch in der Schule ausreichend trinken um konzentriert lernen zu können.

5. Brainfood

Für ein leistungsfähiges Gehirn und eine bessere Konzentration sind ganz bestimmte Nährstoffe ausschlaggebend. B-Vitamine und Magnesium tragen zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei und Jod, Eisen und Zink spielen eine wichtige Rolle für die Konzentration und Gedächtnisleistung (17). Nüsse, Samen und Kerne enthalten viele dieser Nährstoffe (25) und sind deshalb gut als Brainfood geeignet (26).

Ständig krank – wenn Kinder oft in der Schule fehlen

Häufige Infekte sind sowohl für Schulkinder als auch für ihre Eltern eine grosse Belastung. Aufgrund ihrer Abwesenheit verpassen sie wichtige Unterrichtsstunden und müssen den verpassten Stoff selbständig nacharbeiten. Das erzeugt Stress, so dass einige Kinder sogar Angst haben, in der Schule den Anschluss zu verlieren.

Ein wesentlicher Grund für die häufigen Infekte bei Kindern ist ihr noch nicht vollständig entwickeltes Immunsystem (18). Dieses ist noch im Aufbau und muss erst lernen, sich gegen Krankheitserreger zu wehren (19). Der beste Schutz vor wiederkehrenden Infekten ist, die Abwehrkräfte zu stärken.

Abwehrkräfte stärken- aber wie?

Regelmässige Bewegung an der frischen Luft und eine nährstoffreiche Ernährung mit viel hochwertigem Protein, Vitamin C, Zink, Selen und Vitamin D unterstützen das Immunsystem (20; 21). Eine gesunde Darmflora spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Präbiotische Nahrungsfasern fördern das Wachstum der nützlichen Darmbakterien und stärken dadurch die Abwehrkräfte (22). Zudem sind ausreichend Schlaf und regelmässige Entspannung unerlässlich für eine optimale Immunfunktion und das allgemeine Wohlbefinden (23).

Zusätzlich kann auch ein Multivitamin-Drink, der neben Vitaminen und Mineralstoffen hochwertiges Protein und präbiotische Nahrungsfasern enthält, das Immunsystem unterstützen.

Quellen:

1) Stamm H, Ceschi M, Felber Dietrich D, Fischer A, Ledergerber M, Walter S. Faktenblatt 103. Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich - Schuljahr 2022/23. Gesundheitsförderung Schweiz, 2024.

2) Wabitsch M, Wiegand S, Jäschke R, Fuchs M, Moss A, Brandt S. Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindesalter. Mein Kind ist zu dick. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. 2018 https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-uebergewicht#c4498 [abgerufen am 8.8.2024].

3) Steiger D. Gesundes Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Überprüfung und Aktualisierung der wissenschaftlichen Grundlagen. Arbeitspapier 45. Bern und Lausanne: Gesundheitsförderung Schweiz, 2018.

4) Chandler-Laney PC, Morrison SA, Goree LL, et al. Return of hunger following a relatively high carbohydrate breakfast is associated with earlier recorded glucose peak and nadir. Appetite. 2014;80:236-241.

5) Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Tut uns gut- Übergewicht vorbeugen mit Bewegung, Ernährung und Entspannung. 2016. https://www.in-form.de/materialien/ernaehrung-und-bewegung/tut-uns-gut-elterninfo [abgerufen am 8.8.2024].

6) Schulze-Lohmann P. Ballaststoffe. Grundlagen- präventives Potenzial- Empfehlungen fr die Lebensmittelauswahl. Ernährungsumschau 2012;7:408-417.

7) Mehring A, M H-H. Was uns satt macht. Physiologische Faktoren der Sättigung. VDOe. Veröffentlicht am 20.09.2021. https://www.vdoe.de/was-uns-satt-macht-physiologische-faktoren-der-saettigung/ [abgerufen am 8.8.2024].

8) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerteübersicht Ballaststoffe. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/ballaststoffe/ [abgerufen am 9.8.2024].

9) Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE). Proteine: Qualität und Gehalt in Lebensmitteln. Merkblatt: Oktober 2022. https://www.sge-ssn.ch/ich-und-du/rund-um-lebensmittel/inhaltsstoffe/eiweisse/ [abgerufen am 9.8.2024].

10) Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE). Ernährung von Kindern. Stand: Dezember 2019. https://www.sge-ssn.ch/bildung-und-schule/ernaehrung-im-unterricht/unterrichtsmaterial/ernaehrungsscheibe/ [abgerufen am 22.07.2024].

11) Statista, 2023. Beobachten Sie zurzeit folgende Verhaltensweisen bei Ihren Schüler:innen? https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1313752/umfrage/verhaltensweisen-von-schuelern-seit-der-corona-krise/ [abgerufen am 25.07.2024].

12) Kinder- und Jugendärzte im Netz. Konzentrationsstörungen. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/konzentrationsstoerungen/ursachen/ [abgerufen am 05.08.2024.]

13) Littlecott HJ, Moore GF, Moore L, Lyons RA, Murphy S. Association between breakfast consumption and educational outcomes in 9-11-year-old children [published correction appears in Public Health Nutr. 2016 Jun;19(9):1583. doi: 10.1017/S1368980015003365]. Public Health Nutr. 2016;19(9):1575-1582.

14) Adolphus K, Lawton CL, Champ CL, Dye L. The Effects of Breakfast and Breakfast Composition on Cognition in Children and Adolescents: A Systematic Review. Adv Nutr. 2016 May 16;7(3):590S-612S.

15) Bührer E. Frühstück und Pausenbrot. Starthilfe für erfolgreiche Schultage. Pädiatrie. 2007;4:6-7.

16) Vögtli A. Dehydratation. PhramaWiki. Zuletzt aktualisiert am 15.10.2023. https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Dehydratation [abgerufen am 8.8.2024].

17) European Commission, Nutrition and Health Claims Register, https://ec.europa.eu/food/food-feed-portal/screen/home [abgerufen am 9.8.2024].

18) Kinder- und Jugendärzte im Netz. Erkältung (grippaler Infekt). https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/erkaeltung-grippaler-infekt/ [abgerufen am 9.8.2024].

19) Georgountzou A, Papadopoulos NG. Postnatal innate immune development: from birth to adulthood. Frontiers in Immunology. 2017;8:957.

20) Nigg CR. Bewegung als Schutzfaktor für das Immunsystem. Universität Bern. Abteilung für Gesundheitswissenschaft. 2022. https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/npp/faktenblaetter/faktenblaetter-koerpergewicht-bewegung/faktenblatt-bewegung-immunsystem.pdf.download.pdf/Faktenblatt_Bewegung_Immunsystem_D%2520.pdf [abgerufen am 6.8.2024].

21) Tourkochristou E, Triantos C, Mouzaki A. The Influence of Nutritional Factors on Immunological Outcomes. Front Immunol. 2021;12:665968.

22) Wiertsema SP, van Bergenhenegouwen J, Garssen J, Knippels LMJ. The interplay between the gut microbiome and the immune system in the context of infectious diseases throughout life and the role of nutrition in optimizing treatment strategies. Nutrients 2021;13:886.

23) Heinzlmeier A. Schlaf stärkt das Immunsystem. Erfahrungsheilkunde 2020;69:230-232. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1205-8068 [abgerufen am 9.8.2024].

24) Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter der Deutschen Adipositas-Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Evidenzbasierte (S3-) Leitlinie. Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter. Version August 2019. AWMF online. Registernummer 050-002. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-002 [abgerufen am 2.09.2024].

25) The European Food Information Council (EUFIC). Darum ist es so gesund, regelmässig Nüsse und Samen zu konsumieren. Zuletzt aktualisiert am 20.06.2024. https://www.eufic.org/de/gesund-leben/artikel/darum-ist-es-so-gesund-regelmaessig-nuesse-und-samen-zu-konsumieren/. [abgerufen am 2.09.2024].

26) Nishi SK, Sala-Vila A, Julvez J, Sabaté J, Ros E. Impact of nut consumption on cognition across the lifespan. Nutrients 2023;15:1000.

Jutta Hannemann

Ich bin freiberufliche Medical Writerin und zähle verschiedene Unternehmen der Health Care Branche zu meinen Kunden. Nach meinem Studium der Ökotrophologie an der Technischen Universität München arbeitete ich zunächst über 10 Jahre in der Lebensmittelindustrie, bevor ich 2010 den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Mein Interesse an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen und meine Leidenschaft für das wissenschaftliche Schreiben kann ich so optimal kombinieren. Zu den Schwerpunkten meiner Arbeit gehören sämtliche Themen rund um Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden.