Ultra-processed food – Tipps für den Umgang mit hoch verarbeiteten Lebensmitteln

18. Oktober 2024 von Kea Blum
Hoch verarbeitete Lebensmittel sollten nicht täglich konsumiert werden.

Hoch verarbeitete Lebensmittel, auch bekannt als ultra-processed food (UPF), sind für viele Menschen im Alltag eine echte Erleichterung. Die Produkte sind lange haltbar, direkt verzehrfertig und sehr häufig echt schmackhaft. Doch es gibt auch eine Schattenseite: Sie stecken oft voller Fett, Zucker, Salz und Zusatzstoffe. Essen wir viel UPF, steigt das Risiko für bestimmte Erkrankungen, wie Studien zeigen. Wir geben Orientierung im Umgang mit hoch verarbeiteten Lebensmitteln – inklusive einfacher Einkaufstipps für den Alltag.

Was ist ultra-processed food?

Abgepacktes Gebäck und Brot, Tiefkühlgerichte wie Pizza, Softdrinks, Würstchen, Margarine, Fertiggerichte, salzige Snacks, Instantsuppen, aber auch pflanzliche Fleischalternativen – bei all diesen Lebensmitteln handelt es sich um ultra-processed food (UPF), auch bekannt als hoch verarbeitete Lebensmittel.

Ein Produkt der Lebensmittelindustrie

Bei UPF handelt es sich um Lebensmittel und Getränke, die aus der Kombination unterschiedlicher Zutaten entstehen, die in der Regel ausschliesslich industriell hergestellt oder bearbeitet wurden. Typisch für UPF ist, dass in den Produkten viel Zucker, Salz oder Fett, insbesondere gesättigte Fettsäuren, enthalten ist, dafür aber wenig Eiweiss, Ballaststoffe (Nahrungsfasern), Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

Zudem stecken in den meisten Fällen in UPF viele industriell hergestellte Lebensmittelzusatzstoffe, um den Geschmack, die Textur, die Haltbarkeit und das Aussehen der Lebensmittel oder Getränke zu verbessern. Dazu zählen zum Beispiel Emulgatoren, Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe sowie Süssstoffe.1

UPF ist beliebt – auch in der Schweiz

Hoch verarbeitete Lebensmittel haben viele Vorteile. Sie schmecken gut, sind schnell zubereitet, lange haltbar und preislich oft erschwinglich. Das macht sie so beliebt bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten. In Ländern wie den USA oder Grossbritannien liegt der Anteil der hoch verarbeiteten Lebensmittel bei über der Hälfte, in der Schweiz bei rund 25 Prozent.2,3

Wie UPF die Gesundheit beeinträchtigen kann

So viele Vorteile UPF auch hat: hoch verarbeitete Lebensmittel stehen ziemlich in der Kritik. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Studien, aus denen hervorgeht, dass ein regelmässiger Verzehr sich vielfältig negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Wir geben einen Überblick zum Stand der Wissenschaft.

Risikofaktor: Übergewicht & Herzkreislauf-Erkrankungen

Bei ultra-processed food handelt es sich häufig um sehr zucker- und fettreiche Lebensmittel, die uns mit viel Energie versorgen. Essen wir viel davon und nehmen mehr Kalorien auf als wir verbrennen, steigt das Risiko für Übergewicht. Das ist aber nur ein Grund dafür, warum UPF im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Übergewicht steht.

In einer Studie stellten Forschende fest, dass hoch verarbeitete Lebensmittel den Hormonspiegel verändern. Bei denjenigen, die grössere Mengen UPF assen, stieg ein bestimmtes appetitanregendes Hormon und das Hungerhormon Ghrelin an. Ein weiterer möglicher Einflussfaktor ist, dass UPF weniger sättigt und wir mehr davon essen. Zudem verändert UPF laut der Forschenden das Mikrobiom unseres Darms, also die Zusammensetzung der Bakterien im Darm, was Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben kann.4

Übergewicht wiederum gilt als ein grosser Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem steht ein hoher Konsum an gesättigten Fetten, Transfetten und Omega-6-Fettsäuren, Salz und Zucker direkt im Zusammenhang mit der Entstehung von Arteriosklerose und Bluthochdruck.5

Risikofaktor: Chronische (Darm-)Entzündungen

Auch wegen der vielen Zusatzstoffe stehen hoch verarbeitete Lebensmittel in der Kritik. Vor allem eine hohe Aufnahme von Emulgatoren und künstlichen Süssstoffen sollen Entzündungen im Körpern fördern. Eine Rolle dabei spielt möglicherweise auch hier das Darmmikrobiom. Es gibt eine Reihe an Studien, die zeigen, dass eine hohe Aufnahme an Emulgatoren und künstlichen Süssstoffen das Mikrobiom verändert, wodurch es zu Entzündungen im Darm kommen kann.6 Chronische Entzündungen im Darm können wiederum auf lange Sicht weitere negative Effekte auf die Gesundheit haben, wie ein erhöhtes Risiko für Krebs.

Risikofaktor: Diabetes mellitus Typ 2

Eine grosse Studie zeigt, dass ein häufiger Verzehr von hoch verarbeiteten Lebensmitteln mit der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung steht. Kritisch sehen die Forschenden vor allem den hohen Gehalt an Zucker, Stärke, das in Salz enthaltene Natrium und teilweise gehärteten Öle in UPF. Gleichzeitig enthalten viele Produkte wenig Ballaststoffe (Nahrungsfasern), die sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Auch Emulgatoren und künstliche Süssstoffe könnten eine Rolle spielen, ebenso wie Schadstoffe aus den Verpackungen, die mit der Zeit auf die Lebensmittel übergehen können.7

Risikofaktor: Depressionen

Ein erhöhter Konsum hoch verarbeiteter Lebensmittel kann sich jedoch nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit auswirken. Forschende werteten Daten von über 31.000 Frauen aus. Diejenigen, die am meisten hoch verarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen, hatten im Vergleich zu den Frauen mit dem geringsten Konsum ein um 49 Prozent höheres Risiko für eine depressive Störung. Das soll vor allem mit dem Konsum von Süssstoffen und von Getränken mit künstlichem Zuckerersatz zusammenhängen. Laborstudien zeigen, dass diese „künstliche Süsse“ Einfluss auf bestimmte Signalübertragungen im Gehirn haben und so Depressionen fördern könnte.8

4 Tipps für den Umgang mit hoch verarbeiteten Lebensmitteln

Wie bei vielen Dingen im Leben lautet auch bei UPF das Motto: Auf die Menge kommt es an. Wenn wir hin und wieder zu hoch verarbeiteten Lebensmitteln greifen, ist das vollkommen ok. Sie sollten jedoch nur einen kleinen Anteil unserer Ernährung ausmachen, die im Idealfall aus vielen frischen unverarbeiteten Grundnahrungsmitteln besteht.

1. Kaufen Sie so wenig UPF wie möglich. Bevorzugen Sie stattdessen frische, unverarbeitete Grundnahrungsmittel wie Früchte, Gemüse, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte, Eier und Milchprodukte.

2. Kochen Sie so oft es geht selbst mit frischen Lebensmitteln. Damit sich der Aufwand in Grenzen hält, wählen Sie im Alltag sehr einfache Gerichte mit wenigen, dafür aber frischen Zutaten. Sie können auch grössere Mengen zubereiten und entweder am nächsten Tag davon essen oder eine Mahlzeit einfrieren. So haben Sie immer ein gesundes Gericht zur Hand, wenn es mal schnell gehen muss.

3. Ganz ohne UPF verlässt aber vermutlich kaum jemand den Supermarkt. Achten Sie auf die Länge der Zutatenliste – je kürzer sie ist, desto besser. Lassen Sie zudem Produkte lieber stehen, die viele Inhaltsstoffe enthalten, von denen Sie noch nie etwas gelesen haben.

4. Vermeiden Sie jegliche Softdrinks mit Zucker oder Süssstoff. Bevorzugen Sie Wasser oder ungesüssten Tee zum Durstlöschen.

Die Sache mit den Omega-6-Fettsäuren

Es gibt Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren. Häufig liest man, dass Omega-6-Fettsäuren schlecht sind, weil sie Entzündungen im Körper fördern können. Omega-3-Fettsäuren gelten hingegen als die „guten“ Fette, denn sie wirken entzündungshemmend. Fakt ist jedoch: Beide Varianten sind lebensnotwendig und an wichtigen Funktionen im Körper beteiligt. Wichtig ist jedoch, in welchem Verhältnis wir die Fettsäuren aufnehmen.

Ein Verhältnis der Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren von 5:1 gilt als ideal. Und genau daran hapert es oft. Viele von uns nehmen zu viele Omega-6-Fettsäuren und zu wenig Omega 3 auf. Omega-6-Fettsäuren stecken vor allem in tierischen Produkten aber auch in Sonnenblumenöl. Das wiederum kommt – ebenso wie Sojaöl – häufig in der Produktion von UPF zum Einsatz.

Gleichzeitig essen viele von uns wenig oder sogar gar kein Fisch. Der ist jedoch die wertvollste Quelle für die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA.

Kea Blum

Ich bin freie Journalistin und Redakteurin aus Hamburg. An meiner Seite ist mein Australian Shepherd Mädel Maja und mein Mann. Nach meinem Ökotrophologie-Studium und einem PR- und Redaktionsvolontariat bin ich in die Selbstständigkeit gestartet. Seit mehr als vier Jahren betreue ich Kundinnen und Kunden aus den Bereichen Ernährung und Gesundheit. Ich finde es nach wie vor faszinierend, wie sehr sich das, was wir essen, auf unsere Gesundheit auswirken kann. Und ich liebe es, dieses Wissen mit meiner Arbeit an andere weiterzugeben.