Was ist ultra-processed food?
Abgepacktes Gebäck und Brot, Tiefkühlgerichte wie Pizza, Softdrinks, Würstchen, Margarine, Fertiggerichte, salzige Snacks, Instantsuppen, aber auch pflanzliche Fleischalternativen – bei all diesen Lebensmitteln handelt es sich um ultra-processed food (UPF), auch bekannt als hoch verarbeitete Lebensmittel.
Ein Produkt der Lebensmittelindustrie
Bei UPF handelt es sich um Lebensmittel und Getränke, die aus der Kombination unterschiedlicher Zutaten entstehen, die in der Regel ausschliesslich industriell hergestellt oder bearbeitet wurden. Typisch für UPF ist, dass in den Produkten viel Zucker, Salz oder Fett, insbesondere gesättigte Fettsäuren, enthalten ist, dafür aber wenig Eiweiss, Ballaststoffe (Nahrungsfasern), Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.
Zudem stecken in den meisten Fällen in UPF viele industriell hergestellte Lebensmittelzusatzstoffe, um den Geschmack, die Textur, die Haltbarkeit und das Aussehen der Lebensmittel oder Getränke zu verbessern. Dazu zählen zum Beispiel Emulgatoren, Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe sowie Süssstoffe.1
UPF ist beliebt – auch in der Schweiz
Hoch verarbeitete Lebensmittel haben viele Vorteile. Sie schmecken gut, sind schnell zubereitet, lange haltbar und preislich oft erschwinglich. Das macht sie so beliebt bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten. In Ländern wie den USA oder Grossbritannien liegt der Anteil der hoch verarbeiteten Lebensmittel bei über der Hälfte, in der Schweiz bei rund 25 Prozent.2,3
Wie UPF die Gesundheit beeinträchtigen kann
So viele Vorteile UPF auch hat: hoch verarbeitete Lebensmittel stehen ziemlich in der Kritik. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Studien, aus denen hervorgeht, dass ein regelmässiger Verzehr sich vielfältig negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Wir geben einen Überblick zum Stand der Wissenschaft.
Risikofaktor: Übergewicht & Herzkreislauf-Erkrankungen
Bei ultra-processed food handelt es sich häufig um sehr zucker- und fettreiche Lebensmittel, die uns mit viel Energie versorgen. Essen wir viel davon und nehmen mehr Kalorien auf als wir verbrennen, steigt das Risiko für Übergewicht. Das ist aber nur ein Grund dafür, warum UPF im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Übergewicht steht.
In einer Studie stellten Forschende fest, dass hoch verarbeitete Lebensmittel den Hormonspiegel verändern. Bei denjenigen, die grössere Mengen UPF assen, stieg ein bestimmtes appetitanregendes Hormon und das Hungerhormon Ghrelin an. Ein weiterer möglicher Einflussfaktor ist, dass UPF weniger sättigt und wir mehr davon essen. Zudem verändert UPF laut der Forschenden das Mikrobiom unseres Darms, also die Zusammensetzung der Bakterien im Darm, was Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben kann.4
Übergewicht wiederum gilt als ein grosser Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem steht ein hoher Konsum an gesättigten Fetten, Transfetten und Omega-6-Fettsäuren, Salz und Zucker direkt im Zusammenhang mit der Entstehung von Arteriosklerose und Bluthochdruck.5
Risikofaktor: Chronische (Darm-)Entzündungen
Auch wegen der vielen Zusatzstoffe stehen hoch verarbeitete Lebensmittel in der Kritik. Vor allem eine hohe Aufnahme von Emulgatoren und künstlichen Süssstoffen sollen Entzündungen im Körpern fördern. Eine Rolle dabei spielt möglicherweise auch hier das Darmmikrobiom. Es gibt eine Reihe an Studien, die zeigen, dass eine hohe Aufnahme an Emulgatoren und künstlichen Süssstoffen das Mikrobiom verändert, wodurch es zu Entzündungen im Darm kommen kann.6 Chronische Entzündungen im Darm können wiederum auf lange Sicht weitere negative Effekte auf die Gesundheit haben, wie ein erhöhtes Risiko für Krebs.
Risikofaktor: Diabetes mellitus Typ 2
Eine grosse Studie zeigt, dass ein häufiger Verzehr von hoch verarbeiteten Lebensmitteln mit der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung steht. Kritisch sehen die Forschenden vor allem den hohen Gehalt an Zucker, Stärke, das in Salz enthaltene Natrium und teilweise gehärteten Öle in UPF. Gleichzeitig enthalten viele Produkte wenig Ballaststoffe (Nahrungsfasern), die sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Auch Emulgatoren und künstliche Süssstoffe könnten eine Rolle spielen, ebenso wie Schadstoffe aus den Verpackungen, die mit der Zeit auf die Lebensmittel übergehen können.7
Risikofaktor: Depressionen
Ein erhöhter Konsum hoch verarbeiteter Lebensmittel kann sich jedoch nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit auswirken. Forschende werteten Daten von über 31.000 Frauen aus. Diejenigen, die am meisten hoch verarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen, hatten im Vergleich zu den Frauen mit dem geringsten Konsum ein um 49 Prozent höheres Risiko für eine depressive Störung. Das soll vor allem mit dem Konsum von Süssstoffen und von Getränken mit künstlichem Zuckerersatz zusammenhängen. Laborstudien zeigen, dass diese „künstliche Süsse“ Einfluss auf bestimmte Signalübertragungen im Gehirn haben und so Depressionen fördern könnte.8